O Tannebaum

Gestern bin ich an nichts Böses denkend von der Arbeit nach Hause gefahren... Und da musste ich es sehen ... Der erste Nikolaus klettert an einer blinkenden Leine Richtung Balkon eines Mehrfamilienhauses. Ein riesiger Lampenteppich unterm Fenster im ersten Stock und im Vorgarten ein einsames Rentier mit Schlitten. Aber bitte - wir haben gerade Anfang November ! Gut, es ist um 17:00h stockdüster und das Wetter für den Modetrend "weniger ist mehr" ist nun auch langsam vorbei, nachdem es dieses Jahr gar nicht das Wetter dafür war.
Früher dachte ich immer, bloß die Amis sind so verrückt, und mieten über die Festtage ein ganzes Atomkraftwerk, um genug Strom für die ach so bunte und grelle Gestaltung des ganzen Hauses zu bekommen. Nein, wir Deutschen werden langsam aber sicher noch schlimmer. Bald fängt es wieder an, und ganze Straßenzüge toppen sich in der Stromabrechnung und führen ihren Nachbarschaftsstreit so aus, daß es abends und vor allem nachts heller ist als tagsüber.

Welch Ironie ... da schimpfen wir auf der einen Seite über ständig steigende Stromkosten, meckern über den Co2-Austoss, machen schlaue Fernsehsendungen zum Klimaschutz, kämpfen gegen das schlechte Image der Dackel-Türvorleger und dann verbrauchen wir in gut 2 Monaten mehr Strom als in einem ganzen Jahr.

Ja sicher, das sieht ja ganz toll und gemütlich aus, wenn ein leuchtender Stern im Fenster die Weihnachtszeit ankündigt, oder wenn keiner mehr mit dem Hund Gassi gehen muss, weil der Lieblingsbaum nun im Wohnzimmer steht. Aber der Hang zum Übertreiben muss doch nun wirklich nicht sein.
Ich frage mich, wann mein Auto demoliert, mein Briefkasten durch eine Bombe explodiert und wann ich nur noch mit Beleitschutz zum Einkaufen gehen kann, weil ich der Einzige in meiner Strasse bin, der kein komplett erleuchtets Dach hat.

Frohe Weihnachten ... ääh, nee, frohe Vor-Vorweihnachtszeit. Ich schaue nun mal, ob der Weihnachtsmarkt schon auf hat.